Die Energiewende – ein Gewinn für Bürger:innen und Stadt
Auf Initiative der Klima-Werkstatt Andernach fand Anfang Dezember 2024 eine Informationsveranstaltung mit Bertram Fleck statt, zu der Oberbürgermeister Christian Greiner und die Klima-Werkstatt unter anderem Vertreter der Stadtratsfraktionen, des Ausschusses für Umwelt, Klima und Verkehr (UKVA), der Stadtverwaltung sowie der Stadtwerke eingeladen hatten.
Bertram Fleck war von 1989 bis 2015 Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises und hat in dieser Zeit maßgeblich dazu beigetragen, den Landkreis zu einem rechnerischen Null-Emissions-Landkreis in den Sektoren Strom, Wärme und Abfall zu entwickeln. Für sein überdurchschnittliches Engagement wurde er im Jahr 2022 mit dem Landesverdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

Ziel der Veranstaltung im Historischen Rathaus war vor allem der Erfahrungsaustausch mit dem ehemaligen Landrat: Welche Maßnahmen/Projekte hat er seinerzeit im Rhein-Hunsrück-Kreis umgesetzt? Welche Herausforderungen und Hindernisse gab es zu bewältigen? Und was können wir hier in Andernach aus diesen Erfahrungen lernen, um unsere Stadt genauso erfolgreich zur Klimaneutralität zu führen?
Bertram Fleck begann seinen Vortrag mit der Kurzformel „Lieber 130 Mrd. Euro von Sonne und Deich als Geld für Putin oder´n Scheich.“ und stellte damit insbesondere den monetären Aspekt des Klimaschutzes heraus. Vereinfacht gesagt können Kommunen einerseits selbst aus regenerativen Quellen (beispielsweise Sonne, Wind oder Biomasse) Energie gewinnen und damit in großem Umfang CO2-Emissionen einsparen. Andererseits muss die Kommune kein Geld mehr für den Bezug von Energie ausgeben. Idealerweise erzeugt die Kommune mehr Energie als sie selbst benötigt. Die dadurch langfristig eingesparten finanziellen Mittel können für andere wichtige Projekte (z.B. Sanierung von öffentlichen Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen, Verbesserung des Fahrradwegenetzes, Förderung privater PV-Anlagen) eingesetzt werden, von denen wiederum die Bürgerinnen und Bürger profitieren.
Vor dem Hintergrund des in den nächsten Jahren ansteigenden CO2-Preises und der damit verbundenen Verteuerung fossiler Energiequellen ist zudem zu erwarten, dass sich Investitionen in die Nutzung regenerativer Energiequellen in noch kürzerer Zeit amortisieren werden als bisher.
Bertram Fleck wies auf einen weiteren wichtigen Baustein hin: Parallel zum Ausbau regenerativer Energiequellen ist es immens wichtig, die verfügbare Energie effizienter zu nutzen, wie es beispielsweise bei der Umstellung von Glühbirnen auf LED-Leuchtmittel der Fall ist. LEDs bieten dieselbe Lichtausbeute bei deutlich weniger Stromverbrauch. In der Energieeffizienz liegt nach wie vor großes Potenzial, das es auszuschöpfen gilt. Die Einführung eines sogenannten Energie-Controllings, also Messung und Auswertung aller Energieverbräuche sowie Sichtbarmachung der Einsparerfolge, eignet sich zum Einstieg in die Energiewende, da es sich um eine unpolitische, sachliche, unumstrittene und direkt Kosten senkende Maßnahme handelt, so Fleck.
Sicherlich sind nicht alle von Bertram Fleck angeführten Beispiele und Projekte eins zu eins auf die Stadt Andernach übertragbar. In einem ländlich geprägten Landkreis wie dem Rhein-Hunsrück-Kreis bestehen beispielsweise andere Möglichkeiten als in einer städtischen Kommune. Es ist allerdings festzuhalten, dass finanzielle Gesichtspunkte sowohl für Kommunen als auch für private Haushalte i.d.R. im Vordergrund stehen. Und hierzu konnte Fleck überzeugend darlegen, dass es sich in jedem Fall lohnt, auf den Ausbau regenerativer Energiegewinnung zu setzen.
Auch auf einen weiteren wichtigen Gesichtspunkt wies der ehemalige Landrat hin: Bei allen Aktionen und Maßnahmen sollten die Bürgerinnen und Bürger unbedingt einbezogen werden, um etwaige Widerstände abzubauen und die Bürgerschaft ebenfalls zu finanziellen Profiteuren zu machen.
So ist es wesentliche Zielsetzung der Klima-Werkstatt, die Akteure der Stadt Andernach in ihren Bestrebungen hinsichtlich der Umsetzung der Energiewende tatkräftig zu unterstützen.
Oberbürgermeister Christian Greiner fasste am Ende der Veranstaltung mit einer umfangreichen Aufzählung zusammen, welche Projekte in Andernach rund um den Klimaschutz bereits umgesetzt bzw. begonnen wurden und gab ebenso einen Ausblick auf weitere geplante Maßnahmen.
Darüber hinaus schlug Christian Greiner vor, für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger eine Informationsveranstaltung zur Energiewende in Andernach vorzubereiten.
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